Remo MüllerVietnam8 Comments

Sapa

Auf dem Weg zu ihrem Haus fragt mich Mao, mein Gastmami, ob ich Feuer machen könne. Noch während ich «Das sollte ich hinkriegen» sage, überkommt mich so ein Gefühl, den Mund jetzt vielleicht doch etwas zu voll genommen zu haben. Denn normalerweise wenn ich im Winterthurer Lindberg-Wald ein Feuer mache, dann benutze ich diese praktischen Brennwürfel vom Migros.

image

Wandern mit Mao und dem Nebel

Mao wohnt mit ihrem Ehemann und ihren vier Kindern in einem Häuschen, mitten in den Reisterrassen. Eine primitive Angelegenheit, das Haus hat weder Fenster noch eine Heizung. Es ist etwa 12 Grad kalt, die Luft feucht, ich trage alle Kleiderschichten die mein Rucksack zu bieten hat. Ein Wohnzimmer hat es nicht. Nur eine Küche, mit ein paar kleinen Plastikhocker. Die Wände sind schwarz vom Feuer. Ach ja, Feuer muss ich ja machen. Natürlich hat es weder Brennwürfel noch Zeitungen. Trotzdem habe ichs hingekriegt, ha! Meine militärische Ausbildung war also doch nicht ganz für nichts. Über das Feuer werden zwei Eisenstangen gelegt, darauf wird ein grosser Topf gestellt. Es gibt Reis heute.

Ich bin in Vietnam, ganz im Norden des Landes, grenznah zu China. Der nächst grössere Ort heisst Sapa. Mao bietet ihr Haus als Homestay an, wo Reisende in dieser doch viel besuchten Gegend unterkommen können. Mao wohnt zwar in Vietnam, sieht aber nicht aus wie eine Vietnamesin, spricht auch eine andere Sprache, die Sprache der «Mon». Wie in Myanmar leben auch in Vietnam verschiedene Völker, im ganzen sind es 54 verschiedene Ethnien, die acht Sprachen sprechen. Mao`s Volk heisst «Mon-Khmer». Mao ist nicht nur mein Gastmami, sie ist auch mein Guide. Zusammen laufen wir ein paar Stunden ins nächste Dorf, es gehört zu der «Tai»-Ethnie (hat nichts mit Thai zu tun), hier wird bereits eine komplett andere Sprache gesprochen, die Menschen tragen eine ganz andere Kleidung. Die Frauen rasieren sich hier den Kopf glatt, setzen sich ein rotes Tuch auf, oder eher Kombination von Tuch und Hut. Ein ungewohnter Anblick. Mit diesen Leuten müsse sie Vietnamesisch sprechen, sagt mir Mao. Die meisten dieser Bergvölker können sich untereinander mit Vietnamesisch mehr oder weniger verständigen. Lebensgrundlage ist der Anbau von Reis und die Touristen. Viele Familien bieten ihr Zuhause wie Mao als Homestay an, und zeigen den Reisenden dann auch die Gegend als Guide.

So laufe ich mit Mao durch die Reisterrassen von Sapa. Wenn ihr das mal googelt, dann sieht das anders aus, wie ich es sehen darf. Wenn man ein Jahr reist, dann erwischt man bei einigen Regionen den richtigen Moment, bei anderen, nicht. Der Reis wird im Mai gesät, von Juni bis September sind die Terrassen dann schön grün. Der Rest der Zeit, sind sie braun. In meinem Fall regnet es auch noch fast ununterbrochen, die Terassen sind also mit braunem Schlammwasser gefüllt. Dicker Nebel verhindert zudem den Ausblick in die schönen Täler. So ist das Reiseleben, das Timing stimmt nicht immer.

Was mir aber bleibt ist Mao und ihre Familie. Zwei Tage durfte ich bei diesen herzensguten Menschen leben. Menschen die noch nie etwas mit Internet zu tun hatten, ihr Dorf noch nie verlassen haben. Wirklich, die waren noch nie fort! Ich fragte Mao, wie das sein kann. «Warum denn?», fragt sie mich zurück. «Es gibt keinen Grund warum ich mein Zuhause verlassen sollte. Ich habe alles hier was ich brauche». Wir sind beide 30 Jahre alt, haben den selben Humor, sind sarkastisch, lachen gerne laut raus. Mao ist die Beste!! Ich finde es besonders schön, dass sich Menschen so gut verstehen, deren Leben so anders ist.

image

Meine Gastfamilie

 

Töfftour

image

Can you give me a ride?

Bis jetzt habe ich nicht viel gesehen von der Nordvietnamesischen Landschaft. Das ändert sich nun: Ich habe einen Töff gemietet und erkunde den nördlichsten Teil des Landes. Vorbei an Vietnamesischen Bergdörfern, grünen Berge und spektakulären Felsen. Die Superlativen sind aufgebraucht, ich lasse darum die Bilder sprechen…

image

 

Saigon – Andere Welt

Auch Ho-Chi-Minh-City (Saigon) ist in Vietnam. Die 8-Millionen Metropole liegt im Süden des Landes und hat mit dem Lebensstiel der Völker im Norden nun wirklich gar nichts mehr zu tun. Wolkenkratzer und fancy Restaurants, Verkehrschoas und Smog. So sitze ich hier oben in der Skybar eines Wolkenkratzers, zahle umgerechnet zwölf Franken für ein Cocktail und werde Zeuge von einem tollen Sonnenuntergang. Die Skyline verwandelt sich langsam in eine Lichterkette. Ho-Chi-Minh-City ist das Modernste was Vietnam zu bieten hat. Und trotzdem könnte die Stadt asiatischer nicht sein: Es riecht nach Undefinierbarem, der Verkehr ist der absolute Wahnsinn und überall gibts Streetfood. Die Trottvoir sind besetzt mit Tischen und Stühlen der Beizen. Der Fussgänger hat also die Wahl, will er durch Restaurants laufen oder auf der Strasse. Dort herrscht aber der blanke Wahnsinn. Auf Vietnamesischen Strassen passieren Dinge, das glaubt man erst wenn mans gesehen hat. Der Schweizer Autolenker schaut nach rechts und links und fährt wenn nichts kommt. Der Thailänder schaut, huupt und fährt. Der Burmese schaut nicht, huupt dafür und fährt dann. Der Vietnamese schaut nicht, huupt nicht, er fährt einfach. Jedes mal wenn ich in ein neues Land komme, bin ich überzeugt, schlechter kann man ein Fahrzeug nicht lenken. Jedes mal darf ich erfahren: Es geht. Willkommen in Vietnam.

image

Ho-Chi-Minh-City (Saigon)

image

Die Sonne erwischt

Ganz toll an Ho-Chi-Minh-City sind die kleinen Gässchen. Hier werden Wohnblöcke extrem nah aneinander gebaut. Dabei entstehen Gässchen, nicht breiter als drei Meter. Und auf diesen drei Meter findet ein völlig verrücktes, aber lebendiges Quartierleben statt: Die Metzgerin preist ihr vor Fett triefendes Fleisch an, die Güggeli hangen am Kopf aufgespiesst am Fleischerhacken. Daneben sitzt der Coiffeur, er werkelt munter an einem Kopf herum, ich möchte dort nun nicht sitzen. Denn viel sieht dieser Coiffeur nicht, denn die Sonne scheint höchsten eine halbe Stunde pro Tag in die kleine Gasse, sonst ists schattig. Immerhin ist es nicht so heiss. Tief Asiatisches Leben in den Gassen neben Starbucks und PizzaHut. Eine verrückte Stadt, die ein-zwei Tage Spass macht, danach aber schnell frische Luft braucht.

 

Cat Ba-Island – Nochmals eine andere Welt

Nun bin ich bei Menschen, die einen speziellen Ort gewählt haben, um ein Leben zu führen. Sie sind auf dem Wasser zuhause. Tatsächlich, dieses Volk lebt auf dem Meer! Ihre Häuser schwimmen, sind am Meeresgrund befestigt. Ich bin auf einer zweitägigen Bootstour, bei der bekannten Halong Bay. Die Cat Ba-Insel ist umgeben von einer spektakulären Felslandschaft. Und von diesen Felsen geschützt, leben die Menschen in richtigen Dörfern. Logischerweise verdienen die meisten Menschen hier ihr Geld vom Fischfang, vor ihren Häusern haben sie Netze gespannt. Es gibt aber auch Läden, Coiffeur oder kleine Beizen in den Dörfern, alles auf dem Wasser.

Unser Kapitän wirft Anker, der Tag neigt dem Ende zu, Abendrot zieht auf, die Lichter der schwimmenden Häuser gehen an. An unserem Nachtplatz sind wir umgeben von grossen Felsbrocken und eben den schwimmenden Dörfern. Es ist wieder so ein Moment, der nicht beschreibbare Wahnsinn, es ist einfach so unglaublich speziell, atemberaubend schön hier. Es sind mir die beschreibenden Wörter ausgegangen. Auf Englisch würde ich das als «mind-blowing» bezeichnen. Es stellt mir die Haare auf, es läuft warm den Rücken runter, ein unglaubliches Glücksgefühl. Und es ist der Moment – ich stehe immer noch auf Deck und bestaune den wahnsinnigen Sonnenuntergang – an dem ich zum ersten Mal so richtig sentimental werde. Mein Jahr als Reisender geht bald zu Ende. Der Gedanke daran, löst eine kleinere Gefühlsexplosion aus. Gleichzeitig habe ich dieses Bedürfnis, zum Schluss noch etwas Verrücktes zu tun.

image

Cat Ba-Bay

Ein Tag danach: Der Flug nach Perth, Westaustralien ist gebucht. Ich werden die letzten knapp drei Wochen in Australien verbringen!! Nach dem Buchen, wurde ich Zeuge des krassesten Sonnenuntergangs meines Lebens…

image

Cannon Fort – Cat Ba-Island – Vietnam

image

Cannon Fort – Cat Ba-Island – Vietnam

8 Comments on “Vietnam. Ein Land, drei Welten.”

  1. Hola Remo

    Ich war an den Orten die Du beschrieben hast. 2014. Vietnam hat mir sehr gut gefallen. Niemand hat mich mit «Gringo» angesprochen. Auch hatte ich nie das gefuehl, dass ich nicht willkommen bin.
    Busreisen sind sehr komportabel. war echt ueberrascht.
    Weiterhin viel Spass wuenscht dir
    Silvio, Hostal Capurgana, Kolumbien

  2. Hola Remo

    Emails, Facebook, WhatsApp up, Twitter usw…….

    Bin nicht sicher ob dies unser letztes Mail war…..

    War in deinem Blog und habe nach Kommentaren gesucht. Kann es sein dass nur ich geschrieben habe ? Siehe Foto.

    Wie geht es dir ?

    Saludos Silvio Hostal Capurgana

  3. Ιch bіn gerade zufällig auf Ihrer Page
    gelandet (war eigentlifh ɑuf der Suche nahh einer anderen Seite).
    Ӏch moechte diese Seite nicht verⅼassen, ohne Ihnen ein Lob zu dieser ɡut
    strukturierten und schіck designten Page zu hinterlaѕsen!

  4. Excellent article! We are linking to this great article on our site. Keep up the good writing. Eirena Rik Maxi

  5. Good day! I simply want to give you a huge thumbs up for the great info you have here on this post. I will be returning to your website for more soon. Dasi Sebastiano Noble

  6. Really enjoyed this blog article. Much thanks again. Awesome. Edith Giovanni Tamer

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.