Es fühlt sich an wie die Ruhe vor dem Sturm. Das Wasser zieht sich zurück. Ich spüre wie sich da etwas zusammenbraut. Dann entsteht sie, wird immer grösser. Auch das Kribbeln in der Magengegend nimmt zu. Das Rauschen kommt näher. Jetzt gibts kein Zurück mehr. Ich liege auf dem Surfbrett. Drehe mich um, schaue in Richtung Strand. Zum letzten Mal blicke ich zurück zur Welle, und paddle wie ein Verrückter. Dann kommt sie von hinten. Mit voller Kraft. Ich versuche aufzustehen. Es klappt! Ich habe sie erwischt!! Ich surfe!!! Wie geil ist denn das! Glücksgefühle puur… Nach Dutzenden Versuchen, in denen ich unter statt auf der Welle gelandet bin. Nach gefühlt dutzenden Litern Salzwasser in meinem Kopf. Jetzt, jetzt bin ich ein Surfer! Und darum unglaublich cool! Ha!
Dieses «ich gehöre jetzt zu den Coolen-Gefühl», hielt so lange bis ich die Fotos gesehen habe. Ich dachte ja ich reite da ein Zunami! Es waren aber mehr so die letzten Zuckungen einer einst mächtigen Welle. So das Restrauschen. Schaumsurfen könnte man auch sagen. Aber, und das gibt mir wieder Mut, mein Surflehrer meinte nach der ersten Lektion: «Du bist ein Talent!». Ich hoffe er sagt das nicht zu jedem. Aber eigentlich egal. Ich habe grosse Freude daran! Und möchte das richtig gut lernen. Am liebsten wochenlang, jeden Tag. Vielleicht am Schluss meiner Reise noch einen Monat surfen puur! In Ecuador oder so.. Mal schauen…
Diese erste grosse Welle habe ich in Santa Teresa, Costa Rica geritten. Das ist ein recht hässlicher Ort auf der Pazifikseite. Ein Surferparadies. Die Wellen hier zählen laut den Einheimischen zu den besten der Welt. Nur in Bali seien sie noch etwas besser. In Santa Teresa macht man darum nichts anderes wie surfen. Oder an den langen, breiten Sandstränden liegen und den Surfer zuschauen, das geht auch. In Santa Teresa habe ich auch meine beiden Schauffhauser Amigos von Antigua wieder getroffen, Beni und Simon. Dazu gekommen ist noch ein dritter Schaffhauser, nochmals ein Simon. Wir reisen nun zusammen weiter bis nach Kolumbien.
Ich habs also schweren Herzens geschafft, Nicaragua zu verlassen. Leider habe ich nicht mehr viel Zeit für Costa Rica und Panama. Das Segelschiff rüber nach Kolumbien geht ja schon bald. Tamarindo, Montezuma und eben Santa Teresa. Diese drei Orte habe ich in Costa Rica besucht.
Tamarindo: DAS Kiffer-Surf-Party-Paradies des Landes. Alle 30 Sekunden wird man auf der Strasse angekickt ob man Drogen kaufen will. Zuerst habe ich mein Dächlichäppli vom Kopf genommen, damit ich weniger verhängt aussehe. Hat nichts gebracht. Das sei völlig normal, hörte ich dann später im Hostel. Besonders «eingefahren» hier ist mir der Sonnenuntergang. Menschen jeglicher Art versammeln sich am langen Strand. Die Surfer geniessen die letzten Wellen zusammen mit den letzten Sonnenstrahlen. Ein paar Girls machen ihre letzten Yoga-Zuckungen. Während sich ganz viele andere tonnenweise Gras tief ins Hirni reinziehen. So soll der Sonnenuntergang noch etwas mehr einfahren, liess ich mir berichten. Der Gras-Geschmack ist allgegenwärtig an der Beach. Auch überraschend viele ältere Pärchen und Familien versammeln sich am Strand. «Papi was schmöckt da so komisch?» Wie der Papi auf diese Frage antwortet, würde mich fest wundernehmen.
Montezuma
Wohl das bekannteste Dörfchen der Welt. Ein-zwei Hundert Menschen leben hier. Wie schafft es ein so kleines Dorf zu dieser nationaler Bekanntheit? Mit Charm! In fünf Minten ist man durch das Örtchen geschlendert.
Vorbei an Hippies die auf kleinen klapprigen Holztischchen ihre selbstgemachten Kokosschalen-Chettäli oder Haifisch-Zahn-Anhängerli verkaufen. Vorbei an farbigen Souvenir und Surfermode-Lädeli. Jedes dritte Gebäude ist ein Hotel. Auf den schmalen Strässchen sieht man junge Menschen aus aller Welt. Schweizerdeutsch hört man hier besonders viel. In Montezuma chillt man an der Beach, oder fährt mit Quads in der Gegend herum. Am Abend sind dann alle in der selben Bar. Es gibt nur eine. Viel mehr gibt’s hier nicht zu tun. Die Stimmung ist friedlich und entspannt. Es lässt einem all das Böse in der grossen Welt vergessen, für ein paar Tage.
Jetzt geht’s weiter nach Panama!