Auf den Bus wartend treffe ich Jeremy aus Frankreich. Er weiss noch nicht wohin genau er weiterreisen soll heute. Wir mögen uns, also kommt Jeremy mit mir in den Tayrona Nationalpark, der bekannteste Nationalpark im Norden von Kolumbien. Er ist etwas skeptisch, er hat gehört, es sei sehr touristisch und die Preise darum überrissen. Egal, Tayrona macht man einfach, wenn man im Norden von Kolumbien rumreist, finde ich. In jedem Reiseführer wird dieser Park als Highlight angepriesen. Auf dem Lonely Planet-Kolumbienführer ist ein Bild aus dem Tayronaparks sogar auf dem Cover abgebildet! Ich kann Jeremy schliesslich überzeugen.
18 Franken kostet der Eintritt und die zehnminütige Busfahrt in den Park. Das ist für kolumbianische Verhältnisse völlig irr. Das sind für mich drei Übernachtungen in einem Hostel hier. Wenn man so lange unterwegs ist, geht man mit Geld anders um. Sonst kommst du nicht weit. Aber, Tayrona macht man halt. Darum die Preise. Der Park besteht vor allem aus Dschungel und vielen bedrohten Tierarten. Das Spezielle daran, der Dschungel ragt bis ans karibische Meer. Haushoche runde Steinbrocken liegen im Wald herum und zieren die zahlreichen Traumstrände. Es sieht ein bisschen aus wie im Jurassic Park. Oder in diesem Dinotrickfilm. «Von einem Land vor unserer Zeit», heisst der glaub. Dort liegen auch so grosse, abgerundete Steinbrocken herum. Die etwa zwei stündige Wanderung durch den Park ist easy. Und die Beach, die ist tatsächlich krass schön. Kann sicher mit den schönsten der Welt mithalten. Der Dschungel, diese grossen Steinbrocken, der feine, weisse Sand und das hellblaue karibische Meer, das ist fast unschlagbar. Schade nur, haben es die Betreiber nicht im Griff.
Wenn man im Park essen oder übernachten will, kann man das auf zwei Arten. Entweder so richtig teuer, da zahlst du pro Nacht Hunderte von Franken für ein Traumbungalow. Ich kenne jemand der mal dort übernachtet hat. Es sei die Wucht! Und dann gibts da die Übernachtungsmöglichkeit für die ärmeren Reisenden, also die Meisten. Und die, ist leider kaum zu unterbieten. Eine Infrastruktur, die nicht für so viele Menschen gemacht ist, welche jeden Tag hier hin pilgern. Drei WCs und drei Duschen für Hunderte Menschen jeden Tag. Fliessend Wasser gibt’s nur am Morgen und am Abend! Auch die Preise sind ein Totalabriss: Wenn ein Plätzchen in einem Zelt so viel kostet, wie sonst zwei bis drei Übernachtungen in einem Hostel mit Dach über dem Kopf, dann ist das einfach nicht richtig. Das Zelt ist völlig verlöchert, ein Mückennetz nicht existent. Dort wo so ein Netz eigentlich unverzichtbar wäre!! Es wimmelt nur so von Moskitos. Ich könnte jetzt wiedermal sagen: Bescheidenheit Remo. Aber nein, hier nicht. Das Tüpfchen auf dem i war dann das Znacht. Zu mir und Jeremy haben sich Laura aus England und die Japan-Brasilianerin Erica gesellt. Im Park getroffen habe ich noch Alan und Nicola aus Irland, die ich noch von Nicaragua kenne, und Samuel, der Wallis-Zürcher, den ich noch vom Ausgang in Cartagena kenne. Wir sind also ein lässiges Grüppchen von sieben Personen. Und was macht man beim Abendessen, wenn man eine Gruppe ist? Genau, man schiebt Tische zusammen. Das haben wir gemacht, wir haben zwei quadratische Vierertische zusammengeschoben. Noch nicht mal bestellt, kommen die vom einzigen Restaurant auf diesem Campingplatz, und reissen die Tische während wir dort sitzen (!!!) auseinander. «Pro einem quadratischen Tisch müssen fünf Personen sitzen», sagt einer der Service-Männer in einem unheimlich unfreundlichen Ton. Fünf pro vierseitigem Tisch?! Ich bin völlig paff. Ist das jetzt wirklich passiert? Laura ist dabei mit dem Stuhl fast nach hinten gekippt. Auf das Essen haben wir dann über eine Stunde gewartet.
Wenn ein Restaurant nicht mehr gut sein muss, um erfolgreich zu sein, dann kann das nicht gut kommen. Ich war in den letzten zweieinhalb Monaten nie hässig. Bis heute. Am nächsten Morgen bin ich dann mit völlig verstochenen Beinen aufgewacht. So eine Schande, an so einem schönen Ort auf diesem Planeten. Schade. Wenn ihr mal in dieser Gegend seit: Das grosse Portmonaie mitnehmen, nur einen Eintagestrip einplanen, oder schaut diesen Tayrona auf Bildern an und zieht euch nebenbei irgend ein Dino-Film rein.
Der Walliser Samuel ist mit dem Auto unterwegs. Der ist von Guatemala alles runtergefahren, bis hierher! Er nimmt uns alle mit bis nach Santa Marta. Für mich geht’s morgen weiter: in die Hauptstadt Bogota. Ich verlasse somit tolle Menschen, und den heissen Norden.